Als 2016 „Suicide Squad“ ins Kino kam, waren Fans und Kritiker/innen enttäuscht. Was als augenzwinkernd-böse Story über eine Gruppe verrückter Comic-Schurk/innen versprochen wurde, entpuppte sich als bittere Filmenttäuschung, die profillose Figuren durch schlecht inszenierte Action-Szenen und eine gleichzeitig generische und konfus erzählte Geschichte trieb, während man als Zuseher/in nicht anders konnte, als dem verschenkten Potenzial der Prämisse nachzuweinen. Mit „Birds of Prey“ folgte 2020 eine wesentlich kompetenter inszenierte Fortsetzung, die auf Clown-Bösewichtin Harley Quinn und ihre Mädelsgruppe fokussierte. Unter der Regie von James Gunn („Guardians of the Galaxy“) ist mit „The Suicide Squad“ nun eine weitere Fortsetzung rund um Sonderlinge aus dem DC-Universum entstanden, die jedoch als völlig eigenständiger Film inszeniert wurde und gleichzeitig als Neustart der Reihe zu verstehen ist. Der Film startet am 5.8. in unseren Kinos.

von Paul Kunz

Beim titelspendenden Suicide Squad handelt es sich um eine Task Force besonderer Art: Die Regierungsbeauftragte Amanda Waller (Viola Davis) hat eine Gruppe von Sträflingen mit Superkräften zu einem Sonderkommando zusammengestellt, das jene schmutzigen Aufträge für die US-Regierung erfüllen soll, für die sich die prestigeträchtige Justice League um Superman und Wonder Woman zu schade wären. Zum diesem Kommando zählen neben der berüchtigten Joker-Kollegin Harley Quinn (Margot Robbie) diesmal eher unbekannte Comic-Namen wie Bloodsport (Idris Elba) und Peacemaker (John Cena), sowie gänzlich absurde Gestalten wie der Hai-Mensch-Hybrid King Shark (Sylvester Stallone), die Rattenflüsterin Ratcatcher (Daniela Melchoir) und der pünktchenschmeißende Polka-Dot-Man (David Dastmalchian). Die Mission der Truppe: ein auf der südamerikanischen Insel Corto Malteste gelegenes Geheimlabor zerstören! Darin ist nämlich ein riesiger außerirdischer Seestern versteckt, der die Macht hat, Menschen in willenlose Seestern-Zombies zu verwandeln. Und das passt der US-Regierung so gar nicht.

Falls dieser Plot nach absolutem Wahnwitz klingt, dann ist das ein guter erster Eindruck für den Stil, den James Gunn verfolgt. Zur spaßig-wilden Handlung treten zusätzlich noch Gewaltexzesse der Sonderklasse. Wenn Bloodsport und Peacemaker etwa versuchen, sich beim möglichst kreativen Töten ihrer Gegner/innen gegenseitig zu übertrumpfen, dann werden in heiterer Manier Gliedmaßen abgetrennt, Köpfe zerdeppert und Innereien durch die Luft geschleudert. James Gunn geht hier sehr viel weiter als Cathy Yan und David Ayer es in den Vorgängerfilmen taten, um uns zu zeigen, dass es sich bei den Protagonist/innen um richtig schlechte Menschen handelt.

Solche und andere Actionszenen schaffen es durch Gunns kompetente Inszenierung, sowie coole Set Pieces und eine Fülle schräger Ideen für Unterhaltung zu sorgen; weit mehr als „Suicide Squad“ und „Birds of Prey“ es konnten. Insbesondere das Finale des Films ist so herrlich blöd, grausig und witzig zugleich, dass man sich über den Mut freuen kann, für „The Suicide Squad“ wirklich die absurdesten Figuren aus dem DC-Universum hervorzukramen, um sie zu diesem äußerst stimmigen Ensemble an Weirdos zu vereinen – auch wenn Gunn nicht zimperlich ist und viele davon bald das Zeitliche segnen lässt. Denn die spezifischen und witzigen Skillsets der Figuren (sei es elegante Kampfakrobatik, eine Haifisch-Fressattacke, Rattenflüstern oder Pünktchenschießen) werden auf kreative Weise genutzt um sich gegenseitig zu ergänzen. Das sorgt nicht nur für viel Spaß, sondern veranschaulicht auch, wie das dysfunktionale Team mehr und mehr zusammenwächst.

Das Zusammenwachsen zeigt „The Suicide Squad“ aber auch auf der zwischenmenschlichen Ebene. Zwar sind emotionale Momente weder der Fokus, noch die Stärke des Films, dennoch legt das Sequel zumindest mehr als seine Vorgänger auch Wert darauf, die Beziehungen zwischen den Figuren zu beleuchten. Das emotionale Zentrum bildet die aufkeimende Vater-Tochter-Beziehung zwischen Bloodsport und Ratcatcher. Aber auch zwischen den anderen Team-Mitgliedern entfalten sich zumindest ausreichend ansprechende Dynamiken, um die Figuren besser zu zeichnen und ihre unterschiedlichen Wesenszüge auf humorvolle Weise zu kontrastieren.

„The Suicide Squad“ ist stets kompetent, aber niemals bahnbrechend. Der humorvolle Brachialstil ist spritzig und funktioniert für das Franchise, man kennt ihn aber bereits aus vergleichbaren Filmen wie „Deadpool“ oder „Kingsman“. Gerade im Mittelteil schleicht sich außerdem die ein oder andere Länge in die ansonsten schnell getaktete Handlung. Schade ist auch, dass den Antagonist/innen nur wenig Profil verliehen wird. Der eiskalten Regierungsbeauftragten Amanda Waller wünscht man aufgrund von Viola Davis‘ starker Präsenz mehr Screen Time. Der geniale Wissenschaftsschurke The Thinker (Peter Capaldi) geht im Film dagegen völlig unter. Nur der Alien-Seestern Starro überstrahlt sie alle.

Fazit

„The Suicide Squad“ ist zwar eine Fortsetzung, funktioniert jedoch als eigenständiger Film und tut dabei das, was bereits der erste Teil von DCs Schurk/innen-Reihe hätte tun sollen: er bietet wahnwitzigen Hirn-aus-Spaß mit lässig bösartigen Figuren, einer Fülle an bizarren Ideen und argen Gewaltexzessen. Das alles ist Stil über Substanz, na klar. Aber damit ist „The Suicide Squad“ immer noch der spaßigste Film des DC Extended Universe bisher.

Bewertung

Bewertung: 7 von 10.

(66 von 100)

Bilder: (c) Warner Bros. Pictures